FEAR AND TOURING 2022 (in German and English)
Seit dem 24. Februar wache ich morgens auf und habe Angst. Davor das Putin das hinbekommt was die Pandemie nicht geschafft hat. Dass dieser Planet vielleicht in wenigen Tagen kein Platz mehr sein wird, auf dem Menschen leben können. Davor, dass wegen der geistigen Umnachtung eines größenwahnsinnigen Diktators einen weiteren Tag Menschen wegen nichts und wieder nichts sterben. Dass ich vielleicht diese Woche die letzten Konzerte meines Lebens spielen werde. Ich wache auf und könnte nicht nur heulen, sondern tue es manchmal auch. Aus Wut, aus Angst, aus Hilflosigkeit über das, was gerade passiert. Angst vielleicht nicht mehr an einen Ort zurückkehren zu können, der, so wenig er mir vielleicht manchmal bedeutet haben mag, doch immer noch so wichtig ist. Wichtig wegen derer, die hier sind, die dies hier zu so etwas wie einem Zuhause machen. Und ich schäme mich. Darüber, dass mir all die anderen Kriege, die genauso real sind, nicht so nahe gehen, weil sie weit genug entfernt sind, sie als eine abstrakte Tatsache betrachten zu können.
Ich habe mich dabei ertappt in Erwägung zu ziehen nicht auf Tour zu gehen. Die Konzerte nicht zu spielen auf die ich und Menschen die mir viel bedeuten sich lange gefreut haben. Es war nur ein Moment der Überlegung, ein Moment der mir fast soviel Angst gemacht hat wie das was in Europa gerade passiert.
Ich kann nicht einschätzen, ob und wenn ja wie wichtig das ist was ich tue, aber das aufzugeben, was einigen von Euch und mir das Leben - vielleicht nur einen Abend lang, vielleicht öfters - lebenswert gemacht hat, kann ich nicht. Wen wir auf der Bühne nicht mehr den Mut aufbringen für Euch vor der Bühne da zu sein, dann ist es endgültig und unwiderruflich vorbei. Sollte das passieren, werde ich nicht mehr morgens ohne Scham in den Spiegel sehen können. Scham über meine Feigheit, darüber andere im Stich gelassen zu haben, meine jämmerliche Angst, zu akzeptieren, dass die gesiegt haben, die nicht siegen dürfen. Die Erniedrigung klaglos hinzunehmen. Es wäre das Ende von allem, für das ich gelebt und geglaubt habe und noch lebe und glaube.
Ich verspüre das Bedürfnis nach einem Schlusssatz oder Fazit dieses Posts, aber es gibt keinen der wirklich Sinn macht. Ich hoffe, wir sehen uns in den nächsten Tagen bei einem der anstehenden Tour-Konzerte. Vielleicht hat Musik und das Zusammensein genug Kraft die Angst zu besiegen.
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Since 24th February I wake up in the morning and I'm scared. Scared Mr Putin will achieve what the pandemic did not. That in a few days time this planet might not serve anymore for a place humans can live in. About another day of people dying without a reason because of the aberration of a megalomaniac dictator. Scared the concerts I'm about to play this week could possibly be the last ones I ever play. I do wake up and not only could cry but in fact I do. Out of fear, helplessness about what's just happening. Fear of possibly not being able to return to a place which - as little as it at times meant to me - is still so important for me. Important because of those who are here, who make this some sort of home. And I do feel ashamed. Ashamed that all those other wars, not less real than the one in Ukraine, are not affecting me as deeply because they're far away enough to be looked upon as an abstract matter.
I caught myself the other day thinking of not going on tour. Not to play the concerts me myself and people who mean a lot to me have been looking forward to for a long time. It was just abrief thought but one that scared me almost as much as what's currently happening in Europe. I can't estimate whether or if so how important it is what I'm doing, but to give up something that made life worth living for you or me - maybe just for an evening, maybe more often - I simply just can't do. If us on stage don't muster the courage to be there for you, in front of it, it'll be irrevocably, finally over. If that ever happens I won't be able to look in the mirror without shame. Shame about my cowardice, about having let others down, my pathetic fear, accepting the victory of those who must not prevail. To uncomplainingly take the humiliation. It would be the end of everything I lived for and believed in and still do. I do feel the urge of a cunclusive line for this post but there is none that makes sense. Just hoping we'll meet upthe next days on one of the tour shows. Maybe gathering for songs and music has got power enough to win the fear.
10.03.22 D-Potsdam, Theaterschiff
11.03.22 PL-Warszawa, La Boheme
12.03.22 PL-Kazimierz Dolny, Trzeci Księżyc Lokalne Bistro
13.03.22 PL-Krakow, Café Szafe
14.03.22 PL-Wroclaw, Piesniarze
15.03.22 CZ-Prague, Globe Bookstore & Café
17.03.22 D-Nürnberg, Kunst & Kurhaus Katana
18.03.22 D-Nürnberg, Loni-Übler-Haus "Zu Gast bei Loni"
19.03.22 D-Langenzenn, Private House Show
23.03.22 AT-Wien, Café Carina
24.03.22 SLO-Ljubljana, Jalla Jalla
26.03.22 HR-Zagreb, Kulturni Centar Menicka